Die Wikinger

Die ‚Viking‘

Assassin’s Creed:
Valhalla

Die Wikinger: Ein Mythos zwischen Pop- und Erinnerungskultur

Die Wikinger sind in der Popkultur allgegenwärtig. So werden die Meisten einen Wikinger erkennen – etwa an einem Hörnerhelm – oder auch ein Wikingerschiff identifizieren können: Die lang-schmale Form, die Schilde an der Reling, Ruder sowie Segel, oft rot-weiß gestreift, und der an der Vorderseite des Schiffes angebrachte Drachenkopf (am Steven) – das sind die typischen Merkmale. Mit diesen Bildern wird oft die Vorstellung von Entdeckern, Plünderern und Eroberern transportiert, die auf ihren Kriegsschiffen die Welt heimsuchten. Diese Darstellungsweise erzählt jedoch mehr über unsere Geschichtsbilder als über historische Realitäten. Aber woher stammen diese Klischees und wie authentisch sind sie? Darum geht es in dieser Ausstellung, die den Wikingermythos als Marke, als Sehnsuchtsort und als Identitätsstifter darstellt.

Gokstadschiff

Spielplatz

PLAYMOBIL-Wikingerschiff

Gokstadschiff

Das ‚Gokstadschiff‘ wurde 1880 bei Gokstad in Norwegen geborgen. Es war Bestandteil einer besonders aufwändig gestalteten Schiffsbestattung des 9. Jh. n. Chr. Das Schiff besteht aus Holz. Es ist ca. 23,5 m lang und konnte seinerzeit gerudert und gesegelt werden.

Lange Zeit galt das ‚Gokstadschiff‘ als ein typisches Wikingerschiff. Drachenköpfe konnten an den Steven jedoch nicht nachgewiesen werden. Heute sind eine Vielzahl weiterer Schiffsfunde bekannt, die ein facettenreicheres Bild der Wikingerzeit zeigen: So gab es nicht nur Kriegsschiffe, sondern auch Handelsschiffe und kleinere Küstenschiffe, die vermutlich für Transporte und zum Fischfang genutzt wurden.

Das sogenannte Gokstadschiff im ‚Vikingskipshuset‘ in Oslo. | © Museum of Cultural History, University of Oslo, Norway. Photographer: Unknown. Lizenz: CC BY-SA 4.0

Angaben zum Objekt:
Objekt: Gokstadschiff 
Fundort: Gokstad, Norwegen
Standort: Oslo, Norwegen
Material: Holz
Datierung: 9. Jh. n. Chr.

Die ‚Viking‘

Die ‚Viking‘, eine Replik des ‚Gokstadschiffes‘, wurde 1891 in Norwegen erbaut. Die Mannschaft überquerte mit der ‚Viking‘ den Atlantik, um zu beweisen, dass Wikingerschiffe hochseetauglich waren und um Norwegen bei der Weltausstellung in Chicago zu präsentieren.

Auf den ersten Blick ähnelt die Replik dem Original, aber es sind auch mehrere Abweichungen festzustellen: Etwa der mit Drachenkopf verzierte Steven, ein (hier nicht abgebildetes) Vorsegel und das auf Deck aufgestellte Zelt. Diese Elemente sind archäologisch so nicht nachgewiesen – aber wirkt der Nachbau dadurch weniger authentisch?

Die Replik selbst war Vorlage für spätere Darstellungen, etwa für ein Drachenschiff in der Enzyklopädie ‚Nouveau Larousse illustré‘ von 1898 sowie für ein Wikingerschiff in dem Comic ‚Asterix und die Normannen‘ von 1967 [1971]. Beide weisen Ähnlichkeiten mit der ‚Viking‘ auf: Sie haben ein gestreiftes Segel, Schilde an der Reling und einen Tierkopf am Steven. Zudem haben Sie an Deck ein Zelt und ein Vorsegel. Heute existieren eine Reihe weiterer wikingerzeitlicher Schiffsrepliken, die mitunter experimentell-archäologisch genutzt werden, etwa um Fahreigenschaften verstehen zu können.

Die ‚Viking‘, Replik des Gokstadschiffes, bei der Weltausstellung in Chicago 1893.

Angaben zum Objekt:
Objekt: ‚Viking‘
Material: Holz
Datierung: 1891 n. Chr.

PLAYMOBIL-Wikingerschiff

Historische Stereotype sind langlebig. PLAYMOBIL brachte schon 2002 ein ‚Wikingerdrachenschiff' auf den Markt, aber auch im aktuellen Sortiment sind Wikinger und ein Wikingerschiff enthalten: Das Spielzeugschiff ist zwar aus Kunststoff, Gestaltung und Farbe greifen aber eine Holzoptik auf. Offensichtlich dienten die ‚Viking‘ und das ‚Gokstadschiff‘ als Vorbilder.

Auffällig sind die verzierten Steven: Drachenkopf und Schwanz vermitteln den Eindruck eines ‚Drachenschiffes‘. An der Reling sind Schilde angebracht, das Segel ist rot-weiß gestreift –häufige Motive bei der Darstellung wikingerzeitlicher Schiffe. Auf Deck stehen als ‚Wikinger’ zu identifizierende Männer und eine Frau. Und auch dort greift das nächste wirkmächtige Symbol: Der Hörnerhelm, für den sich archäologisch aber kein Nachweis findet.

Ein ‚Wikingerschiff’ von PLAYMOBIL aus dem aktuellen Sortiment (Stand 2020) | © PLAYMOBIL/geobra Brandstätter Stiftung & Co. KG.

Angaben zum Objekt:
Objekt: PLAYMOBIL Wikingerschiff (Artikelnummer 9891)
Material: Kunststoff
Datierung: um 2020 n. Chr.

‚Assassin’s Creed: Valhalla‘

In digitalen Medien stellt die Wikingerzeit ein beliebtes Setting dar, um eine Geschichte zu erzählen.

Eines der neusten PC-Spiele ist ‚Assassin‘s Creed: Valhalla‘ von Ubisoft. Screenshots und Trailer geben einen ersten Eindruck von der hier imaginierten Welt der Wikinger: Es ist eine raue Welt, in der Krieg herrscht und in der Abenteuer erlebt werden können. Das Aussehen der Wikinger lässt Parallelen zu aktuellen TV-Serien vermuten und weicht von älteren Wikingerdarstellungen ab (wie etwa bei Playmobil).

Die Schiffe verfügen aber über die bekannten Symbole – etwa Drachenkopf und angedeuteter Schwanz. Zusätzlich werden aber auch Details wie farbig bemalte Boote, Segel mit Motiven sowie Schnitzereien dargestellt, um eine dichtere Atmosphäre zu erzeugen.

‚Assassin’s Creed: Valhalla‘ – Ubisoft wirbt damit, ein legendärer Wikingerkrieger zu werden. | © 2020 Ubisoft Entertainment. All Rights Reserved. Assassin’s Creed, Ubisoft, and the Ubisoft logo are registered or unregistered trademarks of Ubisoft Entertainment in the US and/or other countries.

Angaben zum Objekt:
Objekt: PC-Spiel Cover zu ‚Assassin’s Creed: Valhalla‘
Material: Digitale Grafik
Datierung: 2020 n. Chr.

Spielplatz

Anders als bei opulent und detailreich inszenierten Wikinger-Games ist die Reduktion auf typische Merkmale für dieses hölzerne Wikingerschiff-Klettergerüst auf einem Spielplatz in Schleswig kennzeichnend.

Interessant ist die Konstruktion hinter dem Mast: Sie ähnelt der auf dem ‚Gokstadschiff‘ gefundenen Grabkammer.

Das Schiff steht nicht zufällig in Schleswig: Die Stadt vermarktet sich als ‚Wikingerstadt‘. Historisch betrachtet war sie keine wikingerzeitliche Stadt, es handelt sich vielmehr um die mittelalterliche Nachfolgersiedlung des wikingerzeitlichen Haithabus, das gegenüber von Schleswig auf der anderen Seite der Schlei lag. Für die heutige Stadt Schleswig waren und sind Wikinger aber identitätsstiftend – erkennbar im Stadtbild und auch im Marketing, wo mal direkte, mal indirekte Bezüge zu den Wikingern hergestellt werden.

Ein Wikingerschiff vor dem Schleswiger Dom – Ein Klettergerüst auf einem Spielplatz. | © T. Schade.

Angaben zum Objekt:
Objekt: Ein Wikingerschiff vor dem Schleswiger Dom – Ein Klettergerüst auf einem Spielplatz
Standort: Schleswig
Material: Holz
Datierung: Unbekannt, Fotografie aus dem Jahr 2020 n. Chr.

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